Wenn das Glas nicht halb, sondern dreiviertelvoll ist

Diplom- und Fachausweisübergabe

Wenn das Glas nicht halb, sondern dreiviertelvoll ist

1. November 2024 agvs-upsa.ch – Über vierzig Absolventinnen und Absolventen nahmen im Energy Park in Laupersdorf SO im feierlichen Rahmen ihre Diplome und Fachausweise entgegen. Dabei erfuhren sie auch, wieso das Glas bezüglich Arbeitskräftesituation nicht halbleer und warum Künstliche Intelligenz keine Gefahr ist und was es mit «Flying Hirsch» auf sich hat. Jürg A. Stettler

agvs-fachausweise_laupersdorf_-_jas_-_24102024_-_312.jpgDie Diplom- und Fachausweisübergabe 2024 fand im Energy Park in Laupersdorf SO statt. Fotos: AGVS-Medien

Frische, motivierte Fachkräfte braucht heute fast jede Branche. Das Autogewerbe kann sich sehr glücklich schätzen, dass es nun 43 neue Automobil-Verkaufsberater:innen, Automobil-Serviceberater:innen und Betriebswirt:innen in seinen Reihen begrüssen kann. «Ich habe einst den Verkaufsberater abgeschlossen und hätte im Nachhinein die höhere Fachprüfung machen sollen», gesteht Barbara Germann, ZV-Mitglied des AGVS, an der Diplom- und Fachausweisübergabe 2024 im Energy Park in Laupersdorf SO ein. «Aber als ich damals unsere Garage übernahm, stand einfach zu viel an», ergänzt Germann lachend.

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Das AGVS-Bildungsteam vor Ort (v.l.n.r.) mit Demetrio Kammermann, Olivier Maeder, Anja Linder, Cornelia Russenberger und Christoph Künzi wartet gespannt auf die eintreffenden Absolventinnen und Absolventen.


Barbara Germann riet den erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen konsequenterweise, sich von äusseren Umständen nicht aufhalten zu lassen, den «Drive» zu nutzen und vielleicht gleich noch den Betriebswirt anzuhängen. «Streben Sie eine ganzheitliche Ausbildung an, die Ihnen in allen Belangen weiterhilft», forderte Germann auf und ergänzte: «Sie sind Vorbilder in Ihren Betrieben. Sprechen Sie über Ihren Beruf und Ihre Erfahrungen. Das ist wichtig: In einer Schweizer Familie zieht man normalerweise nur vier Berufe in Betracht. Wir müssen draussen klar machen, wie spannend ein Job in der Mobilitätsbranche ist.»

agvs-fachausweise_laupersdorf_-_jas_-_24102024_-_026.jpgOlivier Maeder (AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung) fragte Barbara Germann (ZV-Mitglied des AGVS), nach ihrer Ausbildung und, ob sie rückblickend, ebenfalls ein Betriebswirt-Diplom angestrebt hätte.

Die Präsidentin der AGVS-Sektion Bern verriet ausserdem, dass sie ihre Arbeit im Ausbildungszentrum in Mülenen BE sehr schätze: «Wie an einer Zapfsäule neuen Sprit oder heute wohl eher an der Ladesäule Strom erhalte ich da viele Infos aus erster Hand – und zwar ungefiltert. Das ist extrem wertvoll!» Sie lobte die junge Generation, weil sie viele Stärken habe und in ihrem Beruf eine Sinnhaftigkeit suche. «Da sehe ich für die Zukunft viel Gutes», sagte das ZV-Mitglied. «Bezüglich Arbeitskräftemangel sehe ich das Glas deshalb nicht als halb leer, sondern halbvoll. Und wenn ich hier in die Runde schaue mit all den erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen, ist es sogar dreiviertelvoll!»

Silbermedaillengewinner zu Gast
Bei der Diplom- und Fachausweisübergabe 2024 berichtete dann der Vizeweltmeister der WorldSkills 2024, Nevio Bernet, mit seinem Coach Michel Tinguely von den Erfahrungen an der Berufsweltmeisterschaft in Lyon (F). «Es ist ein absolutes Erlebnis. Man lernt sich selbst besser kennen. Ich empfehle allen, an einer Berufsweltmeisterschaft teilzunehmen», so der Luzerner Automobil-Mechatroniker EFZ. Bei den Trainings und Zusammenzügen des Schweizer Nationalteams hätte sicherlich Spass immer dazu gehört. Man habe aber vor allem im mentalen Bereich viel gearbeitet.

agvs-fachausweise_laupersdorf_-_jas_-_24102024_-_083.jpgNevio Bernet (links) freut sich mit Coach Michel Tinguely (Mitte) sichtlich über den von Olivier Maeder erhaltenen «Flying Hirsch».

«Wir haben unsere Grenzen kennengelernt und auch verschoben. Zudem haben wir einen super Teamgeist, selbst über die verschiedenen Berufsgruppen hinaus, geschaffen», erklärte er. Bernet erhielt als Wertschätzung für seine Leistung von Olivier Maeder (AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung) einen einst am Euro-Cup in Bozen (I) bestellten Drink für Zusatzschub überreicht – einen etwas spezielleren «Flying Hirsch». Maeder fragte den freudestrahlenden Bernet, ob ihm trotz Silbermedaille bewusst sei, dass die Absolventinnen und Absolventen ihm etwas voraushätten. Der Luzerner wirkte verblüfft, ehe Maeder das Rätsel löste: Sie alle hätten bereits einen eidgenössischen Abschluss in der Tasche. Etwas, was dem Luzerner Vizeweltmeister noch bevorsteht: Er steht derzeit noch mitten in der Ausbildung zum Automobil-Diagnostiker.



Verkauf ist Vertrauenssache
Vor Übergabe der ersten Fachausweise verriet dann Patrick Ganière, Präsident QSK AVB, dass trotz Digitalisierung und Agenturmodellen die frisch gebackenen Automobil-Verkaufsberater:innen mit ihrer Ausbildung keinesfalls aufs falsche Pferd gesetzt hätten. «Ein bisschen rechnen und sprechen reichte vielleicht früher im Autoverkauf. Heute ist das Ganze viel professioneller und komplexer», so Ganière. «Die Kunden wissen heute sehr gut Bescheid. Daher sind die Erwartungen an Verkäuferinnen und Verkäufer klar höher, und somit ist Beratungskompetenz umso wichtiger.» Künstliche Intelligenz (KI) gewinne sicherlich auch für Automobil-Verkaufsberater:innen an Bedeutung. Aber ein Verkauf bleibe Vertrauenssache. Der Mensch habe immer noch mehr Vertrauen in andere Menschen als in einen Computer. «KI hilft vielleicht, Leads zu filtern, so dass der Verkäufer Kontakte effizienter angehen kann», führte Ganière aus. «Auch viele administrative Arbeiten, die nicht sonderlichen Spass machen, wird KI abnehmen können.»

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Patrick Ganière, Präsident QSK AVB (Mitte), überreicht ein Diplom.


Highlight für den Präsidenten der QSK AVB waren jedoch nicht die neuen technologischen Möglichkeiten, sondern: «Alle, die zur Prüfung antraten, haben bestanden! Das war für mich das erste Mal und hat nicht etwa mit einer zu laschen Prüfung, sondern dem hohen Niveau der Absolvierenden zu tun.» Das bewies die Abschlussnote von Janik Wallimann aus Kerns OW, der als Jahrgangsbester mit Note 5,2 aufwartete. Auch Daniel Rindlisbacher, Präsident PK ASB, freute sich über die guten Leistungen. «Denken Sie immer daran: Das erste Auto eines Kunden wird zwar vom Verkauf abgesetzt, alle andere jedoch vom Kundendienst. Denn irgendwann kommt der Kunde in die Werkstatt und zum Service, und bei der Annahme ist dann die Serviceberatung gefordert», so Rindlisbacher.

agvs_diplom_2024_98a8927.jpgBlumen von Cornelia Russenberger, Berufsbildung & Prüfungen beim AGVS (links), und den Fachausweis von Daniel Rindlisbacher, Präsident PK ASB (Mitte) für Fabienne Buchmeier aus Dürrenäsch AG.

Wille zur Ausbildung macht Unterschied
Heute müsse man als Serviceberater:in auf sehr viele Fragen vorbereitet sein und Lösungen liefern. Wenn dabei die Kundenerwartungen erfüllt oder gar übertroffen würden, dann komme es zur Kundenbindung und vielleicht zu einem zweiten Verkauf. «Jemand mit Fachausweis hebt sich dabei von der Masse ab und bietet Betrieben einen Mehrwert», ergänzte Rindlisbacher. «Nur schon der Wille, eine Ausbildung zu machen und sich auszuzeichnen, macht einen wichtigen Unterschied!» Viel Wille und eine hervorragende Leistung zeigte zum Beispiel Simon Messerli aus Riggisberg BE, der den Automobil-Serviceberater mit Note 5,5 abschloss.

agvs_diplom_2024_98a9120.jpgGeballte Expertenkompetenz: Die Prüfungsexpert:innen des AGVS, die sich auch über neue Gesichter in ihren Reihen freuen würden. 

Sich von alten Denkprozessen lösen
Vor der Übergabe der Diplome an die neuen Betriebswirtinnen und Betriebswirte blickte Martin Bächtold, Präsident QSK HFP, kurz auf die grosse Transformation im Autogewerbe. «Weil sich das Umweltverständnis verändert, die Politik sich einmischt und die IT alle Prozesse beschleunigt, nehmen die Herausforderungen an die Garagenbetriebe zu – was immer neuen Kompetenzen erfordert», so Bächtold. Es brauche offene Gedankenhaltung, denn der Wandel werde kommen, da die Autohersteller Milliarden in die E-Mobilität investierten und auch vom Vertrieb entsprechende Massnahmen verlangten. «Lösen Sie sich von alten Denkprozessen, wagen Sie den Schritt in die Zukunft!», forderte der Präsident QSK HFP auf. Und als Tipp an die frischgebackenen Betriebswirte ergänzte er: «Haben Sie einen Plan, dann setzen Sie ihn um. Haben Sie noch keinen Plan, dann machen Sie einen!» Es sei wichtig, nicht stehenzubleiben und den Elan zu nutzen. Einer, der dies bereits im Lehrgang, der fünfeinhalbstündigen Fallstudie und den weiteren Prüfungsteilen ausgezeichnet umgesetzt hat, war Jannick Zahnd aus Schwarzenburg BE: Er schloss als Jahrgangsbester mit der Note 4.9 ab.

agvs-fachausweise_laupersdorf_-_jas_-_24102024_-_152.jpg Martin Bächtold, Präsident QSK HFP (links) überreicht dem abtretenden Prüfungsexperten Simon Treichler (Kommission HFP seit 2009) zusammen mit Christoph Künzi, Höhere Berufsbildung beim AGVS, ein Geschenk.

Junge Prüfungsexpert:innen​ gesucht
Ein besonderer Dank galt auch all den Prüfungsexpert:innen, die mit ihrem wertvollen Einsatz Jahr für Jahr sicherstellen, dass die Branche auf frische, motivierte Fachkräfte zählen darf. Apropos frisch und motiviert: Auch die Prüfungsexpert:innen freuen sich, wenn sich junge Berufsleute für diese spannende und verantwortungsvolle Aufgabe interessieren. Christoph Künzi, Höhere Berufsbildung beim AGVS, dazu: «Es wäre toll, wenn sich Junge bei uns melden und sich als Expertinnen und Experten zur Verfügung stellen!» Nach einem weiteren Dank an die beiden abtretenden Prüfungsexperten Simon Treichler (Kommission HFP seit 2009) und Christof Beyeler (Kommission AVB seit 2022, Prüfungsexperte AVB seit 2018 und Prüfungsexperte HFP seit 2017) ging es für die Absolventinnen und Absolventen weiter zum wohl verdienten Galadinner und zum Feiern mit ihren Liebsten inmitten der Oldtimer, Tanksäulen und Preziosen aus der Mobilitätsgeschichte. Ein sehr gelungener Anlass.

agvs_diplom_2024_98a8861.jpgDie neuen Automobil-Verkaufsberater:innen, die dank klar höherer Beratungskompetenz die gesteigerten Erwartungen ihrer Kundschaft sicherlich bestens erfüllen.

Erfolgreiche Automobil-Verkaufsberater:innen (AVB)
David Becker, Mellingen AG
Nicola Christandl, Boswil AG
Deniz Dilek, Zuchwil SO
Niklas Philip Grab, Wilen b. Wollerau SZ
Drilon Hasani, Regensdorf ZH
Noélia Hofmann, Burgdorf BE
Patrick Imfeld, Erlinsbach SO
Andreas Keller, Worben BE
Emir Redzepi, Männedorf ZH
Ali Tufan, Regensdorf ZH
Janik Wallimann, Kerns OW
 
agvs_diplom_2024_98a8989.jpgDie neuen Automobil-Serviceberater:innen, die im Kundendienst ihrer Garagen mit viel Fachwissen für neuen «Drive» sorgen können.

Erfolgreiche Automobil-Serviceberater:innen (ASB)
Dany Antonio Alves Ferraz, Vuiteboeuf VD
Muhabi Bedrija, Riaz FR
Fabienne Buchmeier, Dürrenäsch AG
Sylvain Döbrich, Cortaillod NE
Sivan Edri, Siebnen SZ
Léo Gigon, Attalens FR
Ubeydullah Güvendiren, Killwangen AG
Reto Hausherr, Rupperswil AG
Momcilo Janicijevic, Kirchdorf AG
Yves Kärcher, Kirchberg SG
Damjan Krstic, Schlieren ZH
Luca Künzli, Kaiseraugst AG
Martin Liendle, Uetikon am See ZH
Roberto Lacabra Jiménez, Uesslingen TG
Miguel Lobo, Vevey VD
Brilant Maksuti, Oberglatt ZH
Cédric Marques, Nyon VD
Simon Messerli, Riggisberg BE
Florian Minguely, Grolley FR
Ibrahim Moneim, Sulgen TG
Sandro Mora, Winterthur ZH
Patrick Olberg, Bützberg BE
Fisnik Selaci, St-Prex VD
Jason Sunier, Suchy VD
Mirela Tomic, Zürich ZH

agvs_diplom_2024_98a9050.jpgDie erfolgreichen Absolvierenden der Höheren Fachprüfung (HFP), die jetzt als Betriebswirte ihre erworbenen Kompetenzen im Garagenalltag einbringen – zusammen mit AGVS-Experten.
 
Erfolgreiche Absolventen der Höheren Fachprüfung (HFP)
Yasin Osmanlar, Kleindöttingen AG
Darko Rajic, Forch ZH
Mario Riechsteiner, Egerkingen SO
Christian Scarcella, Opfikon ZH
Ramon Schneider, Thun BE
Besim Selmani, Monthey VS
Jannick Zahnd, Schwarzenburg BE
 
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